Vereinsgeschichte Grenzach

Im Mai 1937 fanden sich musikbegeisterte Akkordeonspieler im Gasthaus «Zum Ziel» in Grenzach ein, um im Wein- und Fischerdorf einen Handharmonika-Club zu gründen. Theo Kölbl war der Initiator, ihm zur Seite standen Wilhelm Enderlin und Max Eichaker.

Um den Dirigenten, das Probelokal und die Abgabe an die Reichmusikkammer bezahlen zu können, entschlossen sich die drei Gründungsmitglieder, eine Tanzkapelle zu gründen, die schon bald danach unter dem Namen «Kapelle Fürchterlich» bekannt war.

Der Aufschwung des Handharmonika-Clubs Grenzach wurde bei Ausbruch des Krieges jäh gestoppt. Viele Spieler wurden zum Wehrdienst eingezogen, und somit wurde die musikalische Tätigkeit des Vereins zwangsläufig unterbrochen. Nach Kriegsende, von 1944 bis 1949, war jegliche Vereinstätigkeit untersagt. Am 27. September 1949 kehrte Theo Kölbl aus der Gefangenschaft zurück. Und wieder war er es, der am 1. November 1949 den Handharmonika-Club Grenzach zu neuer Aktivität aufrief. Den Taktstock führte Rolf Furtwängler.

Sechs Monate später konnte sich der Handharmonika-Club zum ersten Mal der Öffentlichkeit mit einem Konzert vorstellen. Mit Erfolg wurde an einigen Wertungsspielen teilgenommen.

In der Folgezeit ging es mit dem Club stetig aufwärts, bis allerdings das Jahr 1962 kam. In jenem Jahr begann eine Krise, die bis 1968 dauern sollte. In jenem Jahr wurde auch der Name des Vereins in Akkordeon-Orchester Grenzach geändert. Neuer Dirigent wurde Max Christian Geiger, der bereits in den Jahren 1954 bis 1958 den Club dirigiert hatte. Über Jahrzehnte hinweg war er ein vorbildlicher Jugendausbilder und Dirigent. 1980 erkrankte er so schwer, dass er seinen Taktstock niederlegen musste. Hans-Friedrich Westphal war es, der die Nachfolge als Dirigent und Jugendausbilder antrat.

Mit Hans-Friedrich Westphal an der Spitze fand ein Umbruch statt. Er verstand es ausgezeichnet, die jungen Spieler/innen zu motivieren und mitzureißen. Er formte und prägte ein Orchester, das er kontinuierlich auf ein ausgezeichnetes musikalisches Niveau führte. Unter seiner Leitung konnte das Orchester immer wieder grosse Erfolge bei Konzerten und Wertungsspielen erzielen. 1990 landete er mit dem Schülerorchester beim Landesjugendwettbewerb in Baden-Baden auf dem 5. Platz. Ein erster Höhepunkt für das Aktivorchester war die Teilnahme am 1. Europäischen Akkordeonorchester-Treffen in Rouffach/Elsass im Mai 1996, wo das AOG von den rund 40 teilnehmenden Orchestern den 1. Platz belegte. Den größten Erfolg konnte man 2001 in Innsbruck beim 7. Internationalen Akkordeon-Festival verbuchen: das AOG trat in der Höchststufe an gegen 25 renommierte Orchester und erspielte sich einen absolut überraschenden 7. Platz mit der Note «hervorragend» und einem Pokal. Am Ende des Jahres 2001 gab Hans-Friedrich Westphal sein letztes Konzert mit dem Aktivorchester. 2008 schliesslich wurde Hans-Friedrich Westphal für seine herausragenden Verdienste um das Orchester und den Verein zum Ehrendirigenten des AOG ernannt.

Nachdem er solch außerordentliche Aufbauarbeit geleistet hatte, war ihm sehr viel daran gelegen, «sein» Orchester in Profi-Hände zu geben, von denen er überzeugt war und wusste, dass der musikalische Weg weiter aufwärts gehen würde: Tanja Rauschenberger, seit vielen Jahren Konzertmeisterin, Jugendausbilderin und Leiterin des Jugendensembles, sollte diese Aufgabe übernehmen. Sie begann damit im Januar 2002. Tanja Rauschenberger hat viele Pläne, die die Spieler/innen mitzugehen bereit sind: Schließlich hat dem kleinen Ensemble unter ihrer Leitung die Mitwirkung am 2. Deutschen Akkordeon-Ensemble-Wettbewerb im thüringischen Altenburg im Mai 2002 den 1. Platz eingebracht.
In den Folgejahren führte Tanja Rauschenberger das Orchester äußerst erfolgreich. 2004 nahm das Orchester am 8. World-Music-Festival in Innsbruck teil und erreichte mit der Note «hervorragend» den herausragenden 5. Platz. Das AOG-Ensemble erspielte sich ebenfalls in der Höchststufe den 3. Platz, ebenfalls mit dem Prädikat «hervorragend». 2007 wurde die Klasse des Orchesters auch beim 9. World-Music-Festival bestätigt, hier erreichte das Orchester den 6. Platz und ebenfalls die Note «hervorragend». Der bisher größte Erfolg bei einem Wertungsspiel wurde 2010 beim 10. Internationalen World Music Festival in Innsbruck erzielt. Hier belegte das Aktivorchester mit dem Prädikat "hervorragend" den 3. Platz. Gespielt wurde "The Colors" von Šlavko Suklar sowie "Krakatao" von Stefan Hippe. Bei regionalen Orchesterwettbewerben schnitt das Orchester stets als hervorragend in der Höchststufe ab.

Nationale und internationale Kontakte werden vom Verein intensiv gepflegt. 2005 unternahm das Aktivorchester eine Konzertreise nach Ecausinnes in Belgien, der Partnerstadt von Pietrasanta. Die Partnergemeinde von Grenzach-Wyhlen selbst besuchte das Orchester 2006 und gab ein Konzert in der Kirche St. Antonio in Marina di Pietrasanta vor begeistertem Publikum zugunsten der Orgel von St. Anna.
Der Höhepunkt der vergangenen Jahre für das Orchester und den Verein war zweifelsohne 2008 die einwöchige Konzertreise nach Serbien auf Einladung des Komponisten Stevan Divjacovic, einem ehemaligen Musikprofessor von Tanja Rauschenberger. Unvergesslich ist für alle das Konzert in der „Synagoga“ von Novi Sad. Die Ehre dort zu spielen wird nur einer handverlesenen Gruppe von Orchestern zuteil. Das Konzert wurde landesweit via Rundfunk und Fernsehen ausgestrahlt.

Das Repertoire des Orchesters erstreckt sich von Originalliteratur, welche nur für Akkordeon-Orchester geschrieben wurde (Keniade, Sinfonietta Dramatica, Die Farben, Werziade, uvm.) bis hin zu Bearbeitungen bekannter klassischer Werke (Die Moldau, Ouverture zu Ruslan und Lyudmila, Ouvertüren von Rossini, Ungarische Tänze, Walzer Nr. 2 uvm.). Aber auch gehobene Unterhaltungsmusik kommt nicht zu kurz (Spanischer Marsch, ABBA, Adios Nonino, Udo Jürgens, Libertango und viele weitere bekannte Walzer und Märsche).

Das Orchester besteht aktuell aus 32 Spielerinnen und Spielern, und im Gegensatz zu vielen anderen Orchestern kennt das AOG keine Nachwuchssorgen. Die Jugendausbildung genießt einen hervorragenden Ruf, es können gar nicht alle Interessenten aufgenommen werden. Immer wieder schaffen ehemalige Schülerinnen und Schüler von Tanja Rauschenberger den Sprung ins Aktivorchester, so dass der Nachwuchs für die nächsten Jahre gesichert ist.

Die Freude am gemeinsamen Musizieren ist und bleibt oberstes Ziel. Aber auch der Kontakt zu und Auftritte mit anderen Orchestern oder Ensembles soll in Zukunft weiterhin intensiv gepflegt werden, sei es innerhalb der Region als auch darüber hinaus.

(Stand 2012)